stumpy-joe - 29. Juni 2004 um 08:45:00 MESZ Jaguttäääh – Mein EM-Tagebuch Tag 17 (Montag, 27. Juni) „Liebes Tagebuch. Heute ist ein grausamer Tag. Der erste Abend ohne Livespiel seit 17 Tagen. Wie kann das sein? Was geschieht mit mir? Was soll ich nur tun? Erstens: So ist eben das Leben. Zweitens: Gaaaanz ruhig bleiben! Und drittens: Wie wär’s denn mal mit Bude putzen? Oder ein bisschen nachdenken? Zum Beispiel darüber, ob Du, liebes Tagebuch, und Ihr, liebe Leser, alles verstanden habt, was ich da in den letzten 16 Tagen so alles verzapft habe. Als ich an Tag 15 nämlich plötzlich diese eine Frage einer Leinwandzuschauerin zu hören bekam, fiel es mir nämlich wie Schuppen aus den Haaren. Die Frage der jungen Szenekneipenbesucherin lautete: „Warum haben die Holländer heute kein orangenes Trikot an?“ Da musste ich kurz in mich gehen, verschlang beim legendären, bereits seit 28 Jahren bruzzelnden „Udo Snack“ in der Calwer Passage zu Stuttgart einen „Eggburger“ und sprach hernach zu mir: „Du kannst all die Millionen verzweifelten, worthungrigen Menschen, die Dein Tagebuch Tag für Tag wie einen „Eggburger“ von „Udo Snack“ verschlingen, doch nicht alleine lassen mit den vielen Begriffen, Namen und Fragen, die Du Ihnen täglich aufs Neue unerklärt servierst! Wer zum Beispiel soll den schon wissen können, wer, in Dreiteufelsnamen, dieser Schappa-Pa-Paaaa ist, der dem Co-Kommentator Beckenbauer ständig erscheint, wenn er den jungen Engländer Wayne Rooney kicken sieht? Oder: Warum müssen wir uns von inkompetenten, nur dämlich daher schwafelnden Fernsehreportern völlig falsch erklären lassen, was ein „Silver Goal“ ist? Nun ja, ich rutsche Euch bereits auf Knien entgegen, habe mir einen großen Jutesack gekauft und Asche hinein gefüllt und hoffe nun inständig, dass mir die geneigte Leserschaft nochmal verzeiht und dass es noch nicht zu spät ist für die... FREQUENTLY ASKED QUESTIONS ZU „JAGUTTÄÄÄÄÄH – MEIN EM-TAGEBUCH“, kurz: dem EM-FAQ
Das möchte ich auch gerne wissen. Denn die Geste dient zwar offensichtlich dem Geber des verunglückten Passes, aber scheinbar gibt’s das nur im Fußball, dass man Mannschaftskameraden auch für misslungene Aktionen vor laufenden Fernsehkameras feiert.
Gute Frage, da kann es nur eine Antwort drauf geben: Mit Schappa-Pa-Paaaaa meint der Kaiser Firlefranz den ehemaligen französischen Superstürmer Jean-Pierre Papin, der einst vor einer Dekade ein sinnloses Jahr bei Franzens undankbarem FC Bayern verschwendete. Und weil der Franz irgendwann mal in grauer Vorzeit Olympique Marseille trainierte, meint er seitdem, hervorragend Französisch sprechen zu können. Es weiß nur keiner...
Ist ja auch kein Wunder, diese Typen reden nämlich groben Unfug. Ich erzähle jetzt mal die Wahrheit über das „Silver Goal“: Es war einmal 1996, EM-Finale Deutschland gegen Tschechien. Damals hatte der deutsche Stürmer Oliver „Föhnwelle“ Bierhoff (wer kennt ihn noch?) das erste „Golden Goal“ der Fußballgeschichte geschossen. Die Regel besagte, dass ein Entscheidungsspiel beendet ist, sobald eine Mannschaft in der Verlängerung ein Tor schießt. In jenem Finale in London rutschte dem bedauernswerten tschechischen Torwart ein lascher Gurkenschuss von Deutschlands letztem Superstürmer Bierhoff durch die Flossen ins Tor hinein. Deutschland wurde Europameister, die Tschechen ganz arg traurig und die Fußballfans auf der ganzen Welt furchtbar böse. Denn sie empfanden das „Golden Goal“ als ungerecht. Viele Jahre diskutierte man landauf, landab über diese Regel und FIFA-Boss Sepp Blatter konnte vor lauter Beklemmungen und Durchfall gar nicht mehr schlafen. Doch plötzlich erschien in seinem Traum eine Fee mit einem Zauberstab in der Hand und sprach: „Hi Sepp, was denkst’n so rum hier. Willste nicht mal schlafen jetzt?“ „Neee, kann nich“, murmelte der Sepp völlig verpennt in sein Kissen hinein. Da sprach die Fee: „Na gut. Ich erfüll‘ Dir einen Wunsch. Aber danach musst Du endlich ratzen. Ok?“ „Ok!“, gab der Sepp nach, überlegte kurz und sagte dann: „Hörmal Fee: Die Sache mit dem ,Golden Goal‘ geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Was meinst Du? Wie soll ich entscheiden?“ „Hmmmm“, die Fee kam ins Grübeln, dann schnalzte sie plötzlich mit den Fingern und sprach: „Nenn es doch einfach um in, sagen wir, Silver Goal“. „Haha, guter Witz“, knurrte der Sepp missmutig. „Und was mach‘ ich dann mit der Regel selbst, Du Superfee?“ „Weiß‘ doch ich nicht. Wer von uns beiden ist denn hier der Fußballboss, Du oder Ich?“, keifte die Fee und verschwand mit einem „zing“ zurück ins Nichts. „Blöde...“, den Rest verkniff sich der Blattersepp und sinnierte und sinnierte und sinnierte. Dann hatte er eine Eingebung, sprang auf und jubelte: „Wir malen einfach den Ball silbern an und gucken mal, was passiert.“ Gesagt, getan. Der Blattersepp erließ ein Gesetz, in dem stand drin: „Paragraph 1: Alle Bälle müssen silberfarben sein. Zumindest für die EM 2004. Das entscheidende Tor ist dort deshalb das „Silver Goal“. Absatz 1: Ein entscheidendes Tor ist immer dann, wenn der Schiri pfeift. Das sagen die kickenden Dumpfbacken doch auch immer vor jeder laufenden Fernsehkamera. Absatz 2: Mir doch egal, wie die Kicker, Trainer, Schiris, Medien und Funktionäre damit klarkommen. Ich will jetzt schlafen.“ So, liebe Kinder, entstand also das „Silver Goal“: Es ist gefallen, wenn der Schiri pfeift und der Blattersepp es will. Und wenn sie nicht getroffen haben, dann kicken sie noch heute.
Einer der unwichtigsten Trainer der Bundesligageschichte. Hatte mal vor ein paar Jahren einen legendären Auftritt im „Aktuellen Sportstudio“, in dem er dem verblüfften Moderator und dem staunenden Publikum wie ein Oberlehrer die „ballorientierte Raumdeckung“ an einer Kreidetafel erklärte. Damit meinte er die modernste und erfolgreichste Fußballtaktik der Welt. Leider hat bis heute keiner der von ihm trainierten Mannschaften kapiert. Den VfB Stuttgart und Hannover 96 orientierte er damit beinahe in die Zweite Liga. Jetzt ist Ralf Rangnick arbeitslos und wird auch seinen Ruf nicht mehr los, die professoralste, aber erfolgloseste Spaßbremse im deutschen Fußball nach Michael Skibbe zu sein.
Ihr kennt den Skibbe nicht? War bis zum Ausscheiden der Deutschen in Portugal DFB-Bundestrainer und Rudis wichtigster Berater. Öffentlich trat er aber nur mit unverständlichem, wichtigtuerischem und nichts sagendem Taktikgeschwafel in Halbzeitpausen in Erscheinung. Ansonsten hat er den deutschen Spielern wahrscheinlich die „ballorientierte Raumdeckung“ beizubringen versucht - die Ergebnisse sind bekannt. Der Legende nach soll er Rudi Völler immer eingeflüstert haben, wen er ein- und auswechseln und wie die Mannschaft spielen soll. Bei Borussia Dortmund war Skibbe vor ein paar Jahren auch schon wegen Erfolglosigkeit und garstig schlechtem Gekicke seiner Mannschaft rausgeflogen. Zum Beinamen „Skarabäus“: Ach, das war von mir nur der jämmerlich gescheiterte Versuch einer „vergleichsorientieren Alliterationsdeckung“...
Eine Turniermannschaft ist eine Mannschaft, die an einem Turnier teilnimmt. Deshalb konnte man natürlich immer sagen, dass die Deutschen gewinnen könnten, denn sie nahmen an dem Turnier ja teil. Im Umkehrschluss heißt das: Alle anderen 15 Mannschaften bei der EM in Portugal sind auch Turniermannschaften. Die Mannschaft, die das Turnier am Ende gewonnen hat, ist demnach die Turniersiegermannschaft.
Das sag‘ ich erst nach 23 Uhr!
Nein, ist es nicht!!
Na gut, aber nur, weil Du’s bist: Der „Delli“ ist Fernsehmoderator Gerhard Delling, der „Günni“ ist sein Schwafelpartner Günter Netzer, der „Gerri“ ist der DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, der „Waldi“ ist der ARD-Reporter Waldemar Hartmann und der „Becki“ dessen Kollege Reinhold Beckmann. Und der „Rudi“ ist natürlich der Rudi Völler. Die anderen sind alles deutsche Spieler: Philip „Lahmi“ Lahm, Michael „Michi“ Ballack, Bernd „Berndi“ Schneider, Bastian „Schweini“ Schweinsteiger, Jens „Jensi“ Nowotny, Arne „Arnie“ Friedrich, Christian „Chrisie“ Wörns, Kevin „Kevi“ Kuranyi, Torsten „Toddi“ Frings, Dietmar „Didi“ Hamann und Oliver „Olli Kahn“. Und mit dem Kampfhund meinte ich den bissigen Einwechselspieler Jens „Jerri“ Jeremies.
Och, nichts... Warum fragst Du? Dann bis Morgännn!!! |
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